Caritas-Suchtfachambulanz lud Fachkollegen mit Vernissage zum Austauschtreffen ein
Günzburg, 01.04.2024 (pca). Alkohol ist mehr als nur ein Genussmittel. Er dient als ein Mittel dazu, dauerhafte Stressbelastungen, Krisen, Depressionen, Ängste, Wut und Trauer bewältigen zu können. Einen Einblick in sein Seelenleben und in seinen langen Weg zur "Resilienz" bot nun der auf Kuba geborene Künstler Ronaldo Vázquez auf Einladung der Caritas-Suchtfachambulanz Günzburg bei einem Austauschtreffen verschiedener Fachstellen. Darunter das Bezirkskrankenhaus Augsburg, der Jugendhilfe im Landkreis Günzburg, der Bewährungshilfe des Landgerichts Memmingen, der Nachsorgeambulanz Kaufbeuren und der Forensik Nachsorge Günzburg. Die Idee zu dieser Form einer Vernissage hatte Barbara Habermann, Leiterin des Referates Sucht und Psychiatrie des Caritasverbandes für die Diözese Augsburg, gegeben. Sie kennt den Künstler seit 2006.
12 Bilder zeigt Vázquez in den Räumen der Caritas-Suchtfachambulanz Günzburg. Sie tragen den Titel "Kopfsache". Alle zeigen abstrakt-figurative Motive in einer Größe von 30 cm x 45 cm. Vázquez nutzte dafür Aquarellzeichenstifte und Acrylfarben. Sie ähneln sich alle im dichten Gewebe von Bambusstangen als Zeichen dafür, dass man nicht seinem Leben entfliehen kann. Vázquez stellt Figuren in diesen "Lebenswald", Tieren ähnelnd. Es handelt sich dabei nicht um Fabelwesen mit bestimmten Eigenschaften. "Nein", erläutert der Künstler, "Tiere denken nicht wie der Mensch drei Monate voraus, sondern sind in ihrem Denken und Fühlen auf das Jetzt konzentriert."
Ihn hätten schlimme Erlebnisse in seiner Kindheit und die daraus entstehende Angst und Trauer, in die Sucht getrieben. Diese primären Emotionen finden sich wieder in den Farben Grün für Ekel, Rot für Wut, Geld für Freude, Blau für Kummer, Depression und Trauer und Lila für Angst, die sich in allen Bildern in unterschiedlicher Intensität wieder finden. Er konnte in seinem früheren Leben nicht damit umgehen. Aggression und Missbrauch des Alkohols prägten seine damalige Lösungsstrategien. Aggression gegen andere und der Missbrauch des Alkohols - "nichts anderes als Aggression gegen mich selbst".
Die 12 Bilder erzählen schließlich von seiner Heilung vom Beginn seiner Suchterkrankung, der Erkenntnis, dass er erkrankt ist, auch dass er selbst dafür verantwortlich ist, über die Verzweiflung, die folgende Überwindung, über den nächsten Schritt der körperlichen und seelischen Entgiftung, der Veränderung, die therapeutische Lehre, über das Verstehen der Ursachen, über die notwendige Übung der Achtsamkeit, die Selbstverantwortung, die Empathie, die Dankbarkeit und das Bewusstsein, das aufgefordert ist und bleiben wird, das Unterbewusstsein zu steuern, und letztlich über die Resilienz durch ständige praktische Übungen, die frühere Verhaltensweisen ersetzen soll. "Das war für mich ein jahrzehntelanger Prozess", gesteht Vázquez ein.
"Dankbar" ist Vázquez für jede Hilfe und jede Erkenntnis seiner Therapeuten und Suchtberater. "Ich habe gelernt, woher meine Erkrankung kam, ich habe meine Gefühle zu verstehen gelernt, was mich quält, aber auch wie ich in Achtsamkeitsübungen ihrer bewusst werde und sie steuern kann." Man müsse "dranbleiben", dürfe nicht aufgeben, "denn das Suchtgedächtnis kommt immer wieder hoch." Barbara Habermann, die zu dem Austauschtreffen eingeladen hatte, dankte Vázquez, "denn es ist keineswegs selbstverständlich, so offen über seine Gefühle zu sprechen." Erzeige zudem anderen suchterkrankten Menschen, wie es gelingen kann, sich nicht von der Suchterkrankung steuern zu lassen. Schade nur, dass die Ausstellung nicht öffentlich zugänglich ist.