Motivierungsgruppe der Caritas: Wie steht es um meinen Konsum?
Schwabmünchen, 25.02.2025 (pca). Ralf (52) beginnt seinen Tag früh. Um 5.30 Uhr steht er auf, um 6.20 Uhr sitzt er im Zug auf dem Weg zur Arbeit. Die Tage sind anstrengend, der Druck hoch. Abends, erschöpft von der Arbeit, sitzt er wieder im Zug - seit einiger Zeit mit einer Bierflasche in der Hand. "Das habe ich für den Stressabbau gebraucht", sagt er. Irgendwann kam auch am Morgen eine Flasche dazu. "Da war ich etwas entspannter, bevor die Arbeit losging."
Doch Ralf spürt, dass etwas nicht stimmt. In seiner Freizeit fehlt ihm der Ausgleich, die Versorgung seines kranken Vaters belastet ihn zusätzlich. Seine Frau merkte bereits mehrmals an: "Du trinkst zu viel." Doch mit ihr will er nicht darüber reden. Er will keinen Streit mit ihr haben. Und Vorwürfe will er auch nicht hören. Er entschied sich, zur Suchtfachambulanz der Caritas in Schwabmünchen zu gehen und an deren Angebot einer Motivierungsgruppe teilzunehmen. Es will Menschen dabei helfen, ihr eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen und eine Standortbestimmung vorzunehmen - egal ob es um Alkohol, Drogen, Glücksspiel oder exzessive Mediennutzung geht.
Ein geschützter Raum für ehrlichen Austausch
Anfangs war Ralf unsicher und etwas gehemmt. Er merkte jedoch schnell, dass er offen sprechen kann, da er in der Gruppe mit seinem Problem nicht allein war. "Ich habe viel gelernt - im Austausch mit der Caritas-Mitarbeiterin und den anderen Teilnehmern. Wir haben uns gut verstanden, wir haben ja alle ähnliche Probleme."
So wie Ralf geht es vielen Menschen. Sie spüren, dass ihr Konsum problematisch ist, aber darüber zu sprechen, fällt schwer. "Zuhause oder im Freundeskreis tut das eigentlich keiner", weiß Sozialpädagogin Susanne Erwied von der Caritas Suchtfachambulanz Augsburg-Land. Sie leitet die Motivierungsgruppe. "Viele fühlen sich mit ihren Problemen allein. Sie fürchten das Unverständnis anderer, aber auch Scham spielt eine große Rolle. Abhängigkeit, vor allem von Alkohol und anderen Substanzen, ist in unserer Gesellschaft noch immer ein Tabuthema und mit dem Bild des Penners auf der Parkbank verbunden. So ist es aber nicht. Unsere Klienten kommen aus allen sozialen und Bildungsschichten."
Vertrauen, Wissen und neue Perspektiven
Ein zentraler Grundsatz der Motivierungsgruppe ist die Verschwiegenheit - auch unter den Teilnehmenden. "Die Schweigepflicht ist unser oberstes Gebot, das klären wir gleich zu Beginn", betont Erwied. Diese Vertrauensbasis ermöglicht einen offenen Austausch. "Wir gehen wertschätzend miteinander um - ohne Vorwürfe, ohne erhobenen Zeigefinger."
Die Suchtberaterin Erwied sieht ihre Aufgabe darin, zu informieren, welche Faktoren bei der Entstehung einer Suchterkrankung eine Rolle spielen und wie sich die Erkrankung auswirken kann. Für viele ist die Teilnahme eine große Entlastung: Sie erfahren Verständnis, merken, dass sie nicht allein sind. "Oft schöpfen die Klienten neuen Mut und Zuversicht. Das kann eine Veränderung anstoßen", so Erwied.
Neuer Kurs startet im März
Mitte März beginnt eine neue Motivierungsgruppe. Interessierte können sich ab sofort anmelden. Die sechsteilige Gruppe findet mittwochs von 17.30 bis 19.00 Uhr in den neuen Räumlichkeiten der Caritas Suchtfachambulanz, Ferdinand-Wagner-Str. 3, in Schwabmünchen statt. Ein Vorgespräch ist erforderlich. Anmeldung unter Tel. 08232 9560321.